Working Moms sind keine Teilzeitmütter


Berufstätige Mütter können auch Karriere machen

Magazin, 21.10.2020

Wie lassen sich Kind und Karriere unter einen Hut bringen? Verena School leitet bei ERGO ein Weiterbildungsteam und ist Mutter einer dreijährigen Tochter. Sie weiß Rat – und schreibt darüber in ihrem Blog und auch bei LinkedIn. Im Interview erklärt sie, was für berufstätige Mütter heutzutage wichtig ist.

Verena School  

Frau School, Sie schreiben ja gern über Working Moms. Warum ist Ihnen dieses Thema wichtig?

School: Zum einen bin ich selbst eine berufstätige Mutter. So weiß ich aus eigener Erfahrung, was gut funktioniert und was nicht. Zum anderen ist das Thema auch aus Arbeitgebersicht total wichtig, weil wir aufgrund von alten Stereotypen viel Potential auf der Straße liegen lassen. Diese alten Rollenbilder sehen Working Moms als "Teilzeitmuttis", die den Job nur nebenbei erledigen. Dabei arbeiten Mütter durchaus anders, aber eben nicht schlechter oder weniger verantwortungsvoll. Sie sind häufig fokussierter, da sie weniger verfügbare Zeit haben. Die Vorurteile, dass die Karriere einer Frau vorbei ist, sobald sie Kinder hat, müssen auf beiden Seiten abgebaut werden.

Was macht es für Mütter in der heutigen digitalen Arbeitswelt so schwierig?

School: Die Herausforderung besteht in der immerwährenden Erreichbarkeit. In der digitalisierten Arbeitswelt ist es von Vorteil, dass man nicht ausnahmslos im Büro sitzen muss, um erreichbar zu sein. Der Nachteil ist: Man ist am Ende doch irgendwie dauerhaft verfügbar. Das muss man stärker selbst regulieren – das gilt aber für alle Mitarbeiter und Führungskräfte, nicht nur für Mütter. Die Flexibilität, die die Digitalisierung bietet, sehe ich aber auf jeden Fall als Vorteil, insbesondere als Mutter. So konnten auch die Herausforderungen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zeiten des Corona-Lockdowns gemeistert werden.

Glauben Sie, dass berufstätige Mütter heute grundsätzlich mehr Unterstützung finden als früher?

School: Gesellschaftlich sind sie mehr im Fokus, weil heutzutage viel mehr Mütter arbeiten. Auch wenn sie in Teilzeit wieder einsteigen, sind die Arbeitgeber darauf zunehmend besser eingestellt. Außerdem werden die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder vermehrt ausgeweitet und viele Väter übernehmen auch Betreuungszeiten. So können immer mehr Mütter Kind und Karriere vereinbaren.

Welche Tipps haben Sie für berufstätige Mütter?

School: Wichtig ist eine gute Strukturierung des Tages. Klare Ziele, die man priorisiert, helfen auch in kurzer Zeit Ergebnisse zu erzielen. Außerdem empfehle ich stets in gutem Kontakt zu Chef und Kollegen zu bleiben. Eine offene Kommunikation hilft allen Beteiligten, denn nur wer die Erwartungen kennt, kann diese auch erfüllen. Diese Gespräche sollte jede berufstätige Mutter proaktiv angehen. Für die Zeiten in denen keine Kinderbetreuung möglich ist und man mit Kind mobil von zu Hause arbeitet, habe ich noch einen ganz besonderen Kniff: Ich stelle mir und meiner Tochter einen Timer, der rückwärts läuft. Für meine Tochter ist das die Spielzeit und ich arbeite in dieser Zeit fokussiert. Danach machen wir kurz Pause, ich kümmere mich um meine Tochter und überlege, wie ich sie anschließend beschäftigen kann. Sich solche kurzen Zeitabschnitte zu setzen und diese auch visuell sichtbar zu machen, hilft enorm.

Was macht ERGO, um Working Moms zu unterstützen?

School: ERGO ist da als Arbeitgeber exzellent aufgestellt. Die Arbeitszeitmodelle sind vielfältig und bieten ausreichend Flexibilität für Mütter und auch Väter. Auch die Umwandlung von Sonderzahlungen, wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld in Freizeit gibt einem die Möglichkeit für mehr Freiraum. An der ein oder anderen Stelle würde ich mir mehr Mut von Führungskräften wünschen, sich darauf auch einzulassen. Meine Erfahrung ist, dass Mitarbeiter das dann auch zurückgeben und sehr zu schätzen wissen.

Also würden Sie sagen: Frauen mit Kindern können bei ERGO problemlos Karriere machen?

School: Ja, Mütter können Karriere machen. Es gibt natürlich immer Herausforderungen, aber die gibt es auch ohne Kind. Die Rahmenbedingungen sind bei ERGO durchaus gegeben.

Sie sind auch Mitglied im Frauennetzwerk bei ERGO. Warum ist dieses Netzwerk wichtig?

School: Die Idee des Frauennetzwerks ist super und ich freue mich, dass sich viele Frauen dort stark engagieren. Es ist wertvoll und wichtig, dass sich Frauen dort untereinander austauschen und Tipps geben. Dass auch Frauen Karriere machen wollen und können, ist – gesellschaftlich betrachtet – noch eine recht junge Entwicklung. Unternehmen gibt es schon seit der industriellen Revolution, Frauen in Führung aber erst seit ungefähr 60 Jahren. Darum ist es gut, wenn Frauen sich auch untereinander austauschen und gegenseitig stärken.

Das Interview führte Benjamin Esche.

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