„Setzen Sie sich mit dem Thema Organspende auseinander!“


Drei Fragen an ERGO Betriebsärztin Carmen Jux

Magazin, 21.01.2020

Am 16. Januar haben die Abgeordneten des Deutschen Bundestags Neuerungen für die Organspende in Deutschland beschlossen. Carmen Jux, ERGO Betriebsärztin und Bereichsleiterin Arbeits- und Gesundheitsschutz AGD, beantwortet die wichtigsten Fragen im Interview.

 

Carmen Jux 

 

Welche Änderungen beinhaltet der beschlossene Gesetzesentwurf, und was bedeutete das für uns Bürger?

Die Bereitschaft der Organspende ist in Deutschland vergleichsweise niedrig. Mehr als 9.000 Patienten stehen auf Wartelisten. Im letzten Jahr gab es nur 932 Spender, von denen jeder etwa drei Leben retten konnte. Um die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen, ist ein Online-Register für Spender vorgesehen. Jeder registrierte Organspender kann hier jederzeit Änderungen vornehmen.

 

Geplant ist auch, dass alle Bürger ab 16 Jahren bei der Beantragung neuer Personaldokumente Informationsmaterial erhalten. Auch bei den Erste-Hilfe-Kursen, die für die Zulassung zum Führerschein Pflicht sind, soll die Organspende thematisiert werden. Hausärzte sollen verstärkt zum Thema beraten, und auch wir Betriebsärzte werden weiterhin darüber aufklären. Der Antrag des Bundesgesundheitsministers, wonach jeder erwachsene Bürger als Organspender betrachtet werden soll, solange er nicht widerspricht, ist dagegen mit großer Mehrheit abgelehnt worden.

 

Was sagen Sie den Menschen, die Bedenken haben, sich einen Organspendeausweis zuzulegen?

Informieren Sie sich! Für eine Organspende gelten beispielsweise klare Voraussetzungen: Ein möglicher Spender muss einer Organentnahme zugestimmt haben, oder die Angehörigen müssen dies als seinen mutmaßlichen Willen kundtun. In der Klinik müssen zwei unabhängige Experten den Hirntod feststellen. Die meisten beschäftigen sich vielfach erst mit dem Thema Organspende, wenn es einen nahen Angehörigen betrifft. Es ist immer besser, eine Entscheidung zu treffen, bevor man sich in einer persönlichen Ausnahmesituation befindet.

 

Was müssen wir tun, um Organspender zu werden?

Den Organspendeausweis sollten Sie stets wie den Personalausweis und die Versichertenkarte mit sich tragen! Sie bekommen ihn in den Betriebsarztpraxen, beim Hausarzt, in Apotheken und online zum Beispiel bei der DKV. Und: Natürlich auch andere dafür gewinnen, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt. Registrieren Sie sich im vorgesehenen Online-Register, sobald das eingerichtet sein wird. Teilen Sie Ihren Familienangehörigen und Freunden mit, wenn Sie schon Organspender sind. Besser noch: Fordern Sie sie auf, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und gegebenenfalls Organspender zu werden. Mein Mann und ich sind es auch.

 

Das Interview führte Monika Stobrawe.

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