ERGO Risiko-Report
ERGO Risiko-Report
Schwerpunkt des ERGO Risiko-Reports 2022
Galoppierende Inflation, Zinswende, Gasknappheit, Lieferkettenstörungen. Es wird ungemütlich, und zwar nicht nur in Deutschland. In der gesamten Weltwirtschaft braut sich einiges zusammen.
Die Folgen spüren die meisten Bürger bereits jetzt deutlich im Alltag. Beim Einkaufen, an der Tankstelle und in fast allen weiteren Lebensbereichen. Es drohen weitere finanzielle Verluste – zumal zuvor bereits die Corona-Pandemie bei vielen Menschen für Einbußen gesorgt hat.
ERGO hat nachgefragt
Nur knapp drei von zehn Deutschen sagen, dass sie sich um das Finanzielle keinerlei Sorgen machen müssen. Weitere 43 Prozent sagen, dass sie im Alltag auskommen, sich aber nichts Unvorhergesehenes oder einen Urlaub leisten können. Und 29 Prozent sagen sogar, dass sie sich in vielen Bereichen stark einschränken müssen, um über die Runden zu kommen.
Dies gilt insbesondere für Frauen: Mehr als jede dritte Frau (34 Prozent), aber nur knapp jeder vierte Mann (23 Prozent), hat im Alltag Mühe, finanziell über die Runden zu kommen. Ältere Frauen ab 50 Jahre sogar zu 41 Prozent.
Beim Blick auf die Berufsgruppen zeigt sich, dass unter den Beamten 49 Prozent sagen, dass sie sich keinerlei finanzielle Sorgen machen müssen.
Am ehesten würden die Menschen an alltäglichen Ausgaben (74 Prozent) und beim Energieverbrauch (60 Prozent) sparen. Danach folgt die Reduzierung kostenpflichtiger Freizeitaktivitäten (46 Prozent). Erst mit Abstand folgen das Zurückgreifen auf Erspartes (26 Prozent), die Kündigung von Entertainment-Abonnements (24 Prozent), das Einstellen von Spendenaktivitäten (21 Prozent) sowie das Kündigen von Versicherungen (14 Prozent).
16 Prozent der Bundesbürger würden einen (weiteren) Job suchen, um ihren finanziellen Spielraum zu restabilisieren; insbesondere die 18-30-Jährigen (29 Prozent). 8 Prozent würden Sozialhilfe beantragen, allen voran Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro (24 Prozent).
Interessant ist dabei, dass es nur für 6 Prozent eine Option ist, auf Sharing-Angebote zurückzugreifen, um Geld zu sparen.
Um mit der schwierigen finanziellen Situation umzugehen, die seit einiger Zeit vorherrscht, sind Grundkenntnisse über Finanzmärkte, Altersvorsorge und Investitionen eigentlich unabdingbar. Allerdings zeigt sich in diesem Kapitel deutlich, dass es um die Finanzkompetenz der Deutschen nicht gut bestellt ist. Beispielsweise bei Inflation und Leitzins.
Während noch 27 Prozent den aktuellen Leitzins richtig einschätzen, sind es 32 Prozent, die ihn überschätzen. Erstaunliche 35 Prozent sagen, dass sie keine Ahnung haben. Noch kritischer sieht es beim Thema Inflation aus. Hier schätzen nur noch 18 Prozent den aktuellen Leitzins richtig ein, 26 Prozent überschätzen ihn – und mehr als die Hälfte wissen es gar nicht. Dazu passt auch, dass ein Viertel aller Befragten überhaupt nichts mit dem Begriff Leitzins anfangen kann.
Im aktuellen Risiko-Report ist eine erfreuliche Entwicklung festzustellen: die Anzahl der Menschen, die in Aktien investieren, ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen (von 26 Prozent in 2019 auf 34 Prozent in 2022). Damit überholen Aktien zum ersten Mal das Sparbuch. Interessanterweise sind es die 18- bis 30-Jährigen, die sowohl das meiste Geld in Aktien investieren, als auch am häufigsten über Sparbücher verfügen.
Spitzenreiter bei den Anlagen insgesamt bleiben Versicherungen, vor allen Dingen bei über der Hälfte der 32- bis 40-Jährigen, mit Immobilien und Aktien auf einem geteilten zweiten Platz. Der Anteil von Männern und Frauen bei den unterschiedlichen Anlageformen ist relativ gleichmäßig verteilt. Nur bei Aktien ist es auffällig, dass hier mehr als jeder vierte Mann investiert, aber nur ein Viertel der Frauen. Dies korrespondiert damit, dass sich Frauen bei Finanzen deutlich weniger zutrauen als Männer.
Neben Aktien haben Gold oder andere Rohstoffe als einzige zugelegt, bleiben aber nach wie vor das Schlusslicht bei den Anlageformen.
Jeder fünfte Deutsche legt gar kein Geld an (2018: 19 Prozent, 2019: 21 Prozent, 2022: 20 Prozent) – vor allem die über 60-Jährigen sehen dafür keinen Bedarf mehr.
Auf keinen Fall, sagen 89 Prozent der Deutschen. Etwas offener zeigen sich nur junge Menschen: Bei den 18- bis 30-Jährigen können sich immerhin 19 Prozent ein Leben ohne bare Münze vorstellen, bei den 31- bis 40-Jährigen sind es noch 17 Prozent. Die über 60-Jährigen halten mit 93 Prozent am meisten an ihrem vertrauten Bargeld fest. Daran hat auch die Aufforderung während der Covid-19-Pandemie nichts geändert, möglichst bargeldlos zu bezahlen.
Vor allem Selbstständige lehnen die Abschaffung des Bargelds ab. Offener für ein Leben ohne Bargeld zeigen sich hingegen Beamte.
Obwohl 44 Prozent der Deutschen Angst vor Altersarmut haben, sagen ein Drittel, dass sie gerne mehr für die private Altersvorsorge tun würden, es sich aber nicht leisten können. Dies trifft insbesondere auf Frauen zu: Sie können es sich anscheinend nicht leisten, ein stabiles finanzielles Polster für die Altersvorsorge anzulegen. Tun Teilzeitarbeit wegen der Kindererziehung, Scheidungsarmut und niedriger bezahlte Jobs dazu ihr Übriges? 37 Prozent von ihnen sparen monatlich keinen einzigen Euro – bei Männern trifft das auf 26 Prozent zu.
Insgesamt 15 Prozent geben an, dass sie monatlich nichts fürs Alter anlegen können. Gut jeder Zehnte kann maximal bis zu 50 Euro im Monat in die Altersvorsorge investieren. Auffallend ist, dass ein Drittel aller Befragten zu diesem Punkt keine Angabe gemacht haben.
Im Vergleich zur ersten Befragung des ERGO Risiko-Reports 2019 sinkt die Zahl derjenigen Menschen, die privat für ihre Altersvorsorge gar nichts zurücklegen, um vier Prozentpunkte. Dafür ist die Zahl derjenigen leicht gestiegen, die über 250 Euro im Monat für das Alter sparen.
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