Die großen Titel des DFB: Fußball-Weltmeisterschaft 1990

8. Juli 1990: 16 Jahre nach seinem Triumph als Spieler hält Franz Beckenbauer erneut den WM-Pokal in Händen – diesmal als Teamchef. Das Bild vom „Kaiser“, der in sich gekehrt und allein über den Rasen des Stadio Olimpico wandelt, während seine Spieler feiern, geht um die Welt. ERGO erinnert in einer vierteiligen Serie an die deutschen Weltmeistertitel.

Es ist der Höhepunkt eines aufregenden Turniers, das den Fußballbegeisterten in aller Welt viel zu bieten hat. Die von Gianna Nannini und Edoardo Bennato in ihrer WM-Hymne beschworenen „magischen Nächte“ machen ihrem Namen alle Ehre. Es kommt zu einer Vielzahl hochspannender Spiele.

Dramatik im Duell mit den Niederlanden

Im Achtelfinale treffen die Deutschen in einem denkwürdigen und dramatischen Spiel auf die Niederländer in Mailand (2:1). Frank Rijkaard und Rudi Völler erhalten die rote Karte. Die Emotionen auf dem Feld, den Rängen und an den TV-Bildschirmen kochen hoch. Diese Partie mit ihren teils unschönen Szenen setzt die niederländisch-deutsche Fußball-Rivalität mit Nachdruck fort. Das anschließende Viertelfinale gegen Tschechien dagegen verläuft ohne spektakuläre Aktionen. Teamkapitän Lothar Matthäus erzielt mit seinem Elfmeter den einzigen Treffer. Das reicht zum Weiterkommen

Argentinien zerstört Italiens Traum

Zu den Favoriten gehört natürlich auch Italien. Das argentinische Team ist es, das den Traum des Gastgebers vom Titelgewinn im Halbfinale wie eine Seifenblase zerplatzen lässt. Nachdem die Squadra Azzurra in dieser Partie den ersten Gegentreffer überhaupt im Turnier hinnehmen muss und nur ausgleichen kann, fällt die Entscheidung im Elfmeterschießen. Sonst meist schlitzohrig und sicher, zeigen sie diesmal Nerven und unterliegen den Südamerikanern mit einem denkbar knappen 4:3. Ganz ähnlich ergeht es den Engländern in ihrem Halbfinalspiel gegen die DFB-Auswahl. Auch sie müssen sich nach viel Dramatik und Elfmeterschießen (3:4) aus dem Wettbewerb verabschieden.

Argentinien im Finale ohne Torchance

Im Finale treffen nun erstmals in der 60-jährigen WM-Geschichte zwei Länder zum zweiten Mal im Endspiel aufeinander. 1986 hatten sich Deutschland und Argentinien ebenfalls gegenüber gestanden. Damals mit dem besseren Ausgang für das Team um Diego Maradona. Die Neuauflage entwickelt sich aber von Beginn an entgegen allen Erwartungen sehr einseitig. Die ersatzgeschwächten Südamerikaner haben im ganzen Spiel keine einzige Torchance. Auch Superstar Maradona kann nicht an seine Leistungen bei der WM in Mexiko anknüpfen. Der Stuttgarter Guido Buchwald hatte ihn konsequent in Manndeckung genommen. Zum Helden wird Andreas Brehme, der per Strafstoß den Sieg im Stadio Olimpico perfekt macht.

Allein in Deutschland sitzen an diesem Abend rund 25 Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirmen. Sie werden wie Millionen Fußballfans in aller Welt Zeugen des historischen Kunststücks des deutschen Teamchefs. Sich die WM-Krone sowohl als Spieler wie auch als Trainer aufsetzen - das hatte bisher nur Brasiliens Mario Zagallo geschafft.

(Text: Martin Sulkowsky)