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Familie Müske: Eine Agentur, zwei Chefsessel


Magazin, 23.11.2017

Agentur gründen, aufbauen, Kunden überzeugen – und später die Tochter erfolgreich mitarbeiten lassen. Assekuranz-Seifenoper? Vertriebspartner-Träumerei? Nicht für Roland und Aline Müske. Für sie ist das Realität. Mehr noch: Die Familienagentur feierte gerade das 30-jährige Jubiläum.

Irgendwann Anfang der 90er-Jahre im süddeutschen Städtchen Kirchheim unter Teck: schwarz, aus Leder, ein bisschen geheimnisvoll – so steht er da, der Chefsessel des Vaters. Aline Müske ist gerade fünf Jahre alt, ihr Vater auf Kundenbesuch, und der große Drehstuhl in seinem Büro zieht sie magisch an. Vorsichtig klettert sie hoch, traut sich erst nicht so recht und dreht sich dann doch im Kreis. Von diesem Tag an ist das ihr Karussell. Aber vor allem ein Versprechen für die Zukunft. „So seltsam es vielleicht klingt. Plötzlich wusste ich: Das ist genau mein Platz. Da will ich später mal hin“, erinnert sich die heute 29-jährige Aline Müske. Magie des Augenblicks. Ganz unwillkürlich schwingt da ein bisschen „Aline im Wunderland“ mit.

Nicht Prinzessin, Stewardess oder Popstar?

Beruf und Familienleben – vor gut 20 Jahren findet beides in den heimischen vier Wänden statt. Aline hört beim Hausaufgabenmachen, wie ihr Vater mit sonorer Stimme Beratungsgespräche führt. Erkennt die freundliche Art, wie ihre Mutter Kunden empfängt. Erlebt das gewinnende Lächeln, die Herzlichkeit bei der Verabschiedung an der Tür.

„Nicht alles konnte ich damals verstehen, ich bekam aber ein Gefühl für die Situation. Wie anstrengend diese Zeit gewesen sein muss – das ahnte ich damals noch nicht.“ Sei’s drum: Während andere Klassenkameradinnen Prinzessin, Stewardess oder Popstar werden wollen, interessiert sich Aline für den Versicherungsverkauf. Als sie größer wird, malt sie in den Ferien fantasievolle Policen, sortiert auf Vaters Wunsch emsig Dokumente und füttert den hungrigen Reißwolf. Denn der frisst gern allerlei abgelaufenes Material.

Ein bisschen zu viel Idylle? Mag sein. Denn für den dreifachen Familienvater Roland Müske ist diese Zeit des Aufbaus auch kraftraubend. Aber immer erfüllend. Der berufliche Tag ist um 17 Uhr noch längst nicht vorbei. Und auch am Wochenende bleibt Müske für seine Kunden erreichbar: „Oft heißt es ja, die 80er und 90er seien eine goldene Zeit für Vermittler gewesen. O nein, das war harte Pionierarbeit. Die Altersvorsorge beispielsweise spielte im Denken der Menschen eine deutlich geringere Rolle und hatte auch nicht die heutige Medienrelevanz.“ Fleiß, Ausdauer, Disziplin nennt er drei Grundtugenden, die auch heute noch beim Agenturaufbau sehr wichtig sind. „Dranbleiben, auch mal einen schlechten Tag abhaken, weitermachen und immer wieder Überzeugungsarbeit leisten.“

Eine Agentur, zwei Chefsessel

Stichwort Überzeugungsarbeit. Die hat sehr gut funktioniert. Das konnte der Generalagenturinhaber am 1. September, dem Tag des 30-jährigen Bestehens, mit Fug und Recht verkünden. „Müske“ – das ist mittlerweile fast wie ein lokaler Markenartikel in Kirchheim unter Teck. Überzeugungsarbeit leistet der heute 66-Jährige immer noch. Aber jetzt eher im Bestand. Und der ganz große Unterschied: Seite an Seite mit Tochter Aline – heute selbst Hauptagentin. Übrigens: Die beiden arbeiten heute nicht mehr in den eigenen vier Wänden. Das Ladenlokal mit seinem modernen Inventar befindet sich in einem lichtdurchfluteten Haus in der Fußgängerzone von Kirchheim. Fachwerkpanorama und viel süddeutsches Kleinstadtflair. Für die Kundschaft sind die Müskes ideal zu erreichen.

„Ein Agenturlokal. Zwei Büros. Und getrennte Bestände. Deshalb auch zwei Chefsessel“, skizziert Aline Müske. Innendienstmitarbeiterin Heike Knaus gehört seit Mai zum Team. Zudem hilft Mutter Ilse Müske einmal die Woche in der Administration. Und dann ist da noch Bürohund Niko, eine griechische Bracke. „Niko gehört zur Versicherungsfamilie einfach dazu“, erzählt die 29-Jährige. „Er ist der ruhende Pol, wenn es bei uns mal turbulent zugeht. Ein richtiger Sympathieträger. Bei unseren Kunden ist er sehr, sehr beliebt.“ Und schwups hat Niko mit treuem Blick schon wieder ein Leckerli akquiriert.

Synergien nutzen, Chancen erkennen, in die Zukunft denken

Bodenständigkeit. Bei den Müskes kann man diesen Begriff fast greifen. Er ist ein Grundpfeiler des Erfolgs. Der Name Müske steht für großes Vertrauen, gute Lösungen und schnellen Service. Gibt es darüber hinaus noch besondere Wege zum Erfolg? „Dazu kann man beispielsweise die Nähe zu einem Immobilienmakler zählen, der bei uns auf der Etage arbeitet“, erzählt der Senior. „So ergeben sich häufig Synergien. Kunden, die eine Immobilie kaufen, benötigen eine Finanzierung und oft auch eine Gebäudeversicherung. Das ist ein gutes Miteinander. Davon profitieren wir.“

Vater und Tochter Tür an Tür. Ist das tatsächlich immer die pure Harmonie? Die Frage ist noch nicht gestellt, da nicken die beiden Württemberger schon. „Wir verstehen uns wirklich prächtig“, sagt die Tochter. „Ich schätze die Erfahrung meines Vaters, bin ihm dankbar für seine Unterstützung und seine Tipps. Erfahrung nutzen, aber auch neue Impulse setzen, das ergänzt sich wirklich gut.“ Aline Müske ist Fachwirtin für Versicherungen und Finanzen, hat zudem einen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie. „Natürlich versuche ich das Gelernte mit einzubringen. Mir ist besonders wichtig, dass wir gesellschaftliche Entwicklungen erkennen und dadurch Chancen nutzen.“ Damit meint sie beispielsweise die Ausrichtung auf moderne Altersvorsorge-Strategien inklusive Investmentfonds, das Erkennen von regionalen Potenzialen, Agenturmarketing-Initiativen und die Digitalisierung der Agentur. „Die junge Zielgruppe, für die ich insbesondere stehe, muss man auch über moderne Kommunikationswege ansprechen. Deshalb ist nicht nur die Werbung im Ladenlokal, sondern auch die gezielte Information auf der Homepage eine ganz wichtige Sache.“

Autor: Lothar Grimm

Lothar Grimm ist Redakteur innerhalb der ERGO Unternehmenskommunikation und schreibt Beiträge für Zeitschriften, Online-Medien und unser Magazin Wir bei ERGO. Schon während seines Publizistik-Studiums arbeitete der Norddeutsche u. a. für den NDR, RTL und Zeitschriftenverlage und war danach als Unternehmensjournalist für die Krombacher Brauerei tätig.

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