Natürlich erinnert sich der heute 44jährige Versicherungsexperte ganz genau an jenen 14. Juni 1997. Schließlich war es einer der Höhepunkte in seiner insgesamt elfjährigen Zeit als Profi-Fußballer. Monatelang hatte Hennig mit Energie Cottbus auf dieses Spiel hingearbeitet, Gegner wie St. Pauli, Karlsruhe oder Duisburg aus dem Wettbewerb geräumt. Wobei das Cottbusser Team vor allem daheim, im „Stadion der Freundschaft“, nicht gerade für Samthandschuh-Fußball stand. Hennig: „Unser Spiel war ganz einfach: Einsatz, Kampf und der unbedingte Wille zum Sieg.“
Eine erfolgreiche Devise. In der Saison 1996/97 gelang den Rot-Weißen wenige Wochen vor dem Pokal-Finale der Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga und – noch als Regionalligist – die sensationelle Qualifikation für das Cup-Finale in der deutschen Hauptstadt.
Die Erfüllung eines Traums
Auf den 14. Juni 1997 hatte nicht nur das gesamte Cottbusser Team hingearbeitet, auch für Michael Hennig ist das Auflaufen im Olympiastadion die Erfüllung eines Traums. Ein Traum, für den er alles gibt. Hennig, der vor dem Finale wochenlang wegen eines Kreuzbandrisses ausgefallen war, setzt alles daran, für den großen Tag wieder fit zu werden. Es klappt. Ende Mai informiert er Chefcoach Eduard Geyer: „Ich bin wieder fit!“. Der ehemalige Nationalcoach der DDR nimmt Linksfuß Hennig nach 14 Tagen intensivem Training in den Kader für das Spiel der Spiele.
Die Region Cottbus steht schon Tage vorher Kopf. „Man muss sich mal vorstellen: Wir hätten ja bei einem Sieg gegen Stuttgart sogar im Europapokal gestanden“, erinnert sich Hennig an die riesengroße Euphorie vor dem Finale. Hennig hatte sich insgesamt 150 Eintrittskarten für Freunde und Bekannte gesichert – alle waren binnen kürzester Zeit an den Mann gebracht.
Prämienpoker bis in die späte Nacht
Deutlich zähflüssiger verlaufen die Verhandlungen über Auflauf- und Siegprämie zwischen Mannschaft und Vereinsführung. „Der Mannschaftsrat hat damals wirklich fast die ganze Nacht vor dem Finale mit unserer Vereinsführung verhandelt. Wir waren uns einig: Wenn die nicht auf unsere Forderungen eingegangen wären, wären wir nicht im Olympiastadion aufgelaufen“, erinnert sich Hennig an die turbulenten Nachtstunden, von denen in der Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt niemand etwas mitbekommt.
Per Autokorso durch Berlin
Der Finaltag selbst verläuft für Hennig und seine Teamkollegen dann wie im Film: Frühstück, lockere Laufeinheit, Teambesprechung, Mittagspause, Bustransfer zum Berliner Olympiastadion. Schon ein Blick in das Stadionrund macht klar: „Ganz Cottbus ist mit uns nach Berlin gefahren.“ Doch die lautstarke Unterstützung der mehr als 20.000 Fans aus dem Osten hilft nicht. Gegen das mit Bobic, Elber und Balakov zu dieser Zeit fast unschlagbare Stuttgarter Team gibt es für die Elf aus der Lausitz nichts zu holen. 0:2 heißt es am Ende der Final-Begegnung, die sich Michael Hennig von der Ersatzbank aus ansehen muss. Trainer Geyer zögerte, Hennig aufgrund seiner langen Verletzungszeit im Laufe des Spiels einzuwechseln. Der Stimmung tut die Niederlage keinen Abbruch: Per Autokorso geht es durch Berlin und in Cottbus wird die Mannschaft am nächsten Tag von fast 80.000 Menschen wie ein Siegerteam empfangen.
Wenige Wochen später heißt es für Michael Henning Abschied nehmen aus Cottbus. Er wechselt Richtung Oldenburg und später nach Cloppenburg, wo er Mitte 2001 wegen schwerer Blessuren seine Zeit als Profifußballer ausklingen lässt.
Trikots hängen in der Versicherungs-Agentur
So ganz ließ ihn die sportliche Vergangenheit aber nie los. Dies macht schon ein Blick in die Hennigs Agentur an der Hunoldstraße in Hundsmühlen/Oldenburg deutlich. Dort hängen die Trikots all seiner Profi-Stationen fein säuberlich eingerahmt an der Wand. Zu jedem seiner Profivereine kann er kleine Anekdoten erzählen:
Sei es die Zeit als Jung-Profi für den DDR-Klub BFC Dynamo Berlin, mit dem er die ganze Welt bereiste, u.a. in Thailand am „Kings Cup“ teilnahm und vor 50.000 Zuschauern gegen Nationalteams aus den USA, Malaysia oder Singapur spielte. Oder die Jahre in Saarbrücken, in denen er in zweiter und erster Bundesliga unter Cheftrainer Peter Neururer Erfolge feierte. Wirklich geprägt aber haben ihn, gesteht er, die Jahre in der Fußball-Kaderschule in Berlin. Die Ausbildung dort: prägend. Die disziplinarischen Maßnahmen – ebenso. Hennig: „Ein Hackentrick während eines Spiels konnte schon mal die halbe Auflauf- oder Siegprämie kosten…“
Tochter Romy kickt schon wie der Vater
Von seiner Zeit als Leistungssportler profitiert Hennig noch heute. Direkt im Anschluss an seine aktiven Jahre entschloss er sich zum Start in der Versicherungsbranche. „Ich wollte immer selbständig sein und einen Job machen, in dem ich viel mit Menschen zu tun habe.“ Inzwischen führt er eine Generalagentur im Oldenburger Land, wird von Ehefrau Yvonne unterstützt. Die erfolgreiche Fechterin lernte er in einem Berliner Leistungszentrum kennen und lieben. Tochter Romy (8) hat die fußballtechnischen Fähigkeiten ihres Papas geerbt: Sie tritt beim heimischen SV Tüngeln vor die Lederkugel.
Manchmal, wenn er viel Zeit hat, holt Michael Hennig alte Fotoalben aus der Schublade. Erinnerungen an seine Zeit als Fußballprofi. Und an das große Pokalfinale in Berlin. Wenn er beim Spiel der Spiele auch „nur“ auf der Ersatzbank saß - Hennig kann zu Recht behaupten: Ich war dabei!
Kontakt
Michael Hennig, Generalagentur
Hunoldstr. 22 Hundsmühlen
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