Einfach, weil's wichtig ist.
Einfach, weil's wichtig ist.
Digitalisierung & Technologie, 06. November 2024
Künstliche Intelligenz verschiebt die Grenzen. Sie könnte schon bald Dinge möglich machen, die wir heute nur aus der Science-Fiction kennen. Zum Beispiel Maschinen, die aktiv mit Menschen kommunizieren: Wie weit sind wir noch von humanoiden Robotern wie „C-3PO“ aus „Star Wars“, „Data“ aus „Star Trek“, „Ava“ aus „Ex Machina“ oder „R. Daneel Olivaw“ aus der „Foundation“-Serie von Issac Asimov entfernt? Und was würden sie für unsere Gesellschaft bedeuten? Eine persönliche Betrachtung von Falk Hedemann.
Science Fiction zu lesen, ist in zweierlei Hinsicht spannend. Zum einen beschreiben die Zukunftsgeschichten, welche Welten sich die Autoren für morgen vorstellen können. Häufig greifen sie dabei die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen der Gegenwart auf und zeigen uns, was daraus in einer Zukunft werden könnte, in der es bereits ganz andere technische Möglichkeiten gibt.
Andererseits hat sich das Genre inzwischen teilweise selbst eingeholt. Viele Geschichten, die heute als Klassiker gelten, beschreiben unsere heutige Zeit. Stan Kubricks Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ zum Beispiel erschien 1968 und beschreibt das titelgebende Jahr 2001. Isaac Asimov veröffentlichte seine erste Robotergeschichte sogar schon 1940 und machte damit ein Thema populär, das bis heute immer wieder aufgegriffen wird: Humanoide Roboter. Damit sind Maschinen gemeint, die dem Menschen in Gestalt und Verhalten möglichst ähnlich sind.
Die technologische Entwicklung humanoider Roboter ist längst in der Realität angekommen. Die größten Herausforderungen liegen in den motorischen und kognitiven Fähigkeiten, die zu den herausragenden Eigenschaften des Menschen gehören. Allein der aufrechte Gang auf zwei Beinen war für humanoide Roboter lange Zeit eine große Hürde. Ein großer Sprung gelang 2015 mit dem „Laufroboter“ ATRIAS, dessen Entwickler sich noch stärker an der menschlichen Mechanik des Gehens orientierten.
Die größte Herausforderung dabei: Der aufrechte Gang des Menschen ist kein stabiles System, sondern eher ein Fallen von einem Schritt in den nächsten. Auf ebenem Untergrund lässt sich das für Roboter mathematisch noch gut berechnen, doch im Alltag gibt es kaum solche streng definierten Situationen. Für den an der Oregon State University entwickelten ATRIAS sind unebene Oberflächen jedoch kein Problem mehr (Link zum Video).
Mindestens ebenso wichtig wie die komplexe Entwicklung der motorischen Fähigkeiten ist die Annäherung an die kommunikativen Fähigkeiten. Hier waren die Unterschiede zwischen den Humanoiden und ihren menschlichen Vorbildern lange Zeit noch größer. Die automatisierte Sprachausgabe konnte kaum mit der menschlichen Komplexität mithalten und wirkte nicht flüssig genug. Noch deutlicher hinkte die inhaltliche Qualität hinterher. Mit der Weiterentwicklung der Audiofunktionalität der Large Language Models können Roboter dieses Manko nun weitgehend ausgleichen.
Wie stark der Einfluss der LLMs auf die Entwicklung humanoider Roboter sein wird, zeigt seit kurzem das US-amerikanische Unternehmen Figure AI. Deren Modell Figure 01 erinnert optisch zwar stark an andere Humanoide wie den Tesla Optimus, doch das ändert sich, wenn man den Roboter anspricht: Figure 01 reagiert so menschenähnlich wie bisher keine andere Entwicklung. Er kann Fragen beantworten, Objekte erkennen und entsprechend damit umgehen, wie eine Videodemonstration eindrucksvoll zeigt (Link zum Video).
Figure 01 nutzt ChatGPT als Schnittstelle zwischen Mensch und Roboter. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Fähigkeiten des Humanoiden, sondern auch auf seine Weiterentwicklung. Statt einer aufwendigen Programmierung mit einer speziellen Codesprache nutzen die Programmierer einfach die natürliche Sprache. Durch die Kombination von natürlichem Sprachverständnis und maschinellem Lernen können so einfacher neue Fähigkeiten trainiert werden.
Die Entwicklung könnte bald noch dynamischer werden, denn Future AI und OpenAI haben im Frühjahr eine Kooperation vereinbart. Ziel ist es, ein LLM speziell für humanoide Roboter zu entwickeln. Damit soll die Lücke zwischen Robotern aus Science-Fiction-Romanen und der Realität weiter geschlossen werden.
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion darüber, welche Aufgaben in Zukunft von Robotern übernommen werden sollen und können. Auch hier lohnt sich ein Blick in die Literatur. So hat sich der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov in seiner Foundation-Reihe seit den 1940er Jahren intensiv mit den vielfältigen Auswirkungen beschäftigt, die humanoide Roboter auf die menschliche Gesellschaft haben könnten.
Im Mittelpunkt stehen die drei Robotergesetze, die zur Grundprogrammierung der Humanoiden gehören.
Interessant ist auch, wie sich Asimov die gesellschaftliche Akzeptanz von Robotern vorstellt: Je menschenähnlicher sie werden, desto weniger werden sie akzeptiert. Außerdem gibt es unterschiedliche gesellschaftliche Entwicklungen. In einer Welt werden humanoide Roboter komplett abgelehnt, in einer anderen umgeben sich die Menschen mit so vielen Robotern, dass sich ihre Besitzer von anderen Menschen weitgehend entfremden.
Das ist natürlich Fiktion. Dennoch ist die Frage nach der Akzeptanz menschenähnlicher Roboter bei der zu erwartenden Entwicklung auch für die Realität wichtig. Noch ist es möglich, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu definieren, bevor die ersten Humanoiden Marktreife erlangen.
Es wird eine ganze Reihe von Fragen geben, die wir gesellschaftlich beantworten müssen. Hier einige zentrale Aspekte:
Das menschliche Gehirn kann auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz nicht vollständig nachgeahmt werden. Aber die Simulation kognitiver Fähigkeiten ist bereits erstaunlich gut und wird in Zukunft noch besser werden. Und da diese Zukunft eher nah und real als fiktiv ist, müssen dringend Rahmenbedingungen für eine Welt geschaffen werden, in der Menschen Seite an Seite mit humanoiden Robotern leben.
Text: Falk Hedemann
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