Artenvielfalt schützen: Essenziell für Mensch und Natur


Nachhaltigkeit, 18.07.2024

Auf den ersten Blick scheint Biodiversität kein Thema zu sein, das unseren Alltag direkt betrifft. Doch der Erhalt der Artenvielfalt ist entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel und wichtig, um das Risiko von Naturkatastrophen zu reduzieren. Gesunde Ökosysteme stabilisieren nicht nur unseren Planeten, sondern schützen indirekt auch die Wirtschaft, weil sie helfen, Schäden zu minimieren und unser Leben zu sichern. Unsere Umwelt zu schützen bedeutet, unsere Lebensqualität und unseren Lebensstandard zu wahren. Biodiversität betrifft uns also alle – und ist damit von entscheidender Bedeutung für unsere gemeinsame Zukunft.

Blumenwiese mit Bäumen und Himmel im Hintergrund

Der Rückgang der Biodiversität hat in den vergangenen 50 Jahren einen noch nie dagewesenen Höhepunkt erreicht. Bis zu einer Million Arten sind nach Angaben des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) inzwischen vom Aussterben bedroht. Viele davon könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte für immer verloren sein. Die Geschwindigkeit, mit der dieser Verlust voranschreitet, ist alarmierend. Welche Auswirkungen dies auf uns Menschen, unser Wohlbefinden und unseren Wohlstand haben kann, findet in der öffentlichen Diskussion bisher vergleichsweise wenig Beachtung.

Das verwundert, wenn man bedenkt, dass ohne kurzfristige Gegenmaßnahmen unsere natürlichen Lebensgrundlagen auf diese Weise in rasantem Tempo verloren gehen könnten. Und das hat langfristige Folgen für fast alle Lebensbereiche – von der Ernährung, der Verfügbarkeit von Wasser, der globalen Erwärmung bis hin zur Luftqualität und auch unsere Ökonomie. Konkret bedroht nach UN-Angaben der Verlust der biologischen Vielfalt in etwa die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung. In Zahlen ausgedrückt sind das geschätzte 44 Billionen US-Dollar pro Jahr.

Was gesunde Ökosysteme für uns leisten

Das Weltwirtschaftsforum bezeichnet den Rückgang der Artenvielfalt mittlerweile sogar als eine der fünf größten Risiken für die Weltwirtschaft. Ein Grund dafür sind die sogenannten Ökosystemleistungen, also die Leistungen, die wir von der Natur erhalten. Zu diesem „kostenlosen“ Beitrag der Natur gehören unter anderem die folgenden Aspekte:

  • Natürliche Bestäubung
    Die Bestäubung durch Insekten ist für die Produktion vieler Früchte unerlässlich.

  • Sauberes Wasser
    Eine natürliche Filterung von Niederschlägen durch Wälder und Feuchtgebiete liefert uns sauberes Trink- und Bewässerungswasser.

  • Nachwachsende Rohstoffe
    Wälder und andere Ökosysteme versorgen uns mit natürlichen, nachhaltigen und gesunden Baumaterialien und Rohstoffe.

  • Frische Fische zum Verzehr
    Intakte Gewässer unterstützen die natürliche Vermehrung von Fischpopulationen als wichtige Nahrungsquelle.

  • Funktionale Klimaregulierung
    Wälder und Moore binden Treibhausgase und tragen so zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei.

Blumenwiese mit Gänseblümchen

Globale Anstrengung zur Rettung der Artenvielfalt

Im Rahmen der Weltbiodiversitätskonferenz trafen sich im Dezember 2022 die 196 Mitglieder der UN Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) im kanadischen Montréal zur COP 15 und verabschiedeten das Global Biodiversity Framework (GBF). Darin haben die Unterzeichnerstaaten die folgenden Ziele ausgerufen, um die Artenvielfalt signifikant zu verbessern:

  • Schutz von Land- und Meeresflächen: Bis 2030 sollen mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Aktuell sind es 17 Prozent der Landflächen und 10 Prozent der Meeresflächen.

  • Wiederherstellung gestörter Ökosysteme: Ebenfalls bis 2030 ist anvisiert, 30 Prozent der degradierten terrestrischen und marinen Ökosysteme wiederhergestellt zu haben.

  • Reduzierung des Biodiversitätsverlustes: Nahezu auf null vermindert werden soll der Verlust von Gebieten mit hoher Biodiversitätsbedeutung und ökologischer Integrität. Dies beinhaltet etwa Maßnahmen gegen Übernutzung, Verschmutzung und Zerstörung von Lebensräumen.

  • Finanzierung: Pro Jahr sollen mindestens 200 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen für biodiversitätsbezogene Maßnahmen aufgerufen werden.

  • Subventionsreformen: Finanzielle Anreize, die der Biodiversität schaden, sollen bis zum Jahr 2030 um mindestens 500 Milliarden US-Dollar pro Jahr reduziert werden. Gleichzeitig werden positive Anreize für den Schutz der Arten und die nachhaltige Nutzung geschaffen.

  • Nahrungsmittelverschwendung: Ein Rückgang um 50 Prozent wird angestrebt.

  • Unternehmenstransparenz: Für transnationale Unternehmen und Finanzinstitutionen bedarf es einer Verpflichtung, die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Biodiversität zu überwachen, zu bewerten und transparent offenzulegen. Hierzu gehört zum Beispiel die Bewertung von Lieferketten.

Gerade Letzteres, also die Möglichkeit, Biodiversitätsrisiken entlang von Lieferketten einordnen zu können, stellte Unternehmen und Finanzinstitutionen lange Zeit vor große Herausforderungen. Mit dem sogenannten Biodiversitätsrisikofilter (BRF) des WWF, der Anfang 2023 beim Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wurde, ist es nun möglich, Risiken im Biodiversitäts-Zusammenhang an betriebseigenen Standorten, Wertschöpfungsketten und Investitionen zu erkennen und widerstandsfähiger zu gestalten.

Engagement für die Artenvielfalt als Überlebensversicherung für uns alle

Der Schutz der Biodiversität ist nicht nur eine ethische Aufgabe, sondern die Grundlage für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten. Diverse Initiativen bieten die Möglichkeit, zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Die Versicherungsbranche ist hier über den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eingebunden. Organisationen wie auch Einzelpersonen können durch bewusstere Entscheidungen und eine nachhaltigere Gestaltung des Alltags einen wertvollen Beitrag für die Sicherung der Artenvielfalt leisten.

Autorin: Alexa Brandt

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