Einfach, weil's wichtig ist.
Einfach, weil's wichtig ist.
Digitalisierung & Technologie, 11. Januar 2023
Gerade als man dachte, 2022 könne nicht noch verrückter werden als 2021, überraschte uns die Welt mit weiteren Wendungen. Wir alle hoffen, dass 2023 etwas ruhiger wird. Dennoch ist es hoffentlich vollgepackt mit Innovationen und Fortschritten im digitalen, sozialen und nachhaltigen Bereich. Zum zweiten Mal in Folge hat unser //next-Kolumnist Markus Sekulla Digitalexperten aus den unterschiedlichsten Bereichen nach ihren Wünschen für das digitale Jahr 2023 gefragt.
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Das globale Problem des Klimawandels kann nicht durch ein Start-up oder einen technologischen Durchbruch auf einmal gelöst werden. Wir müssen neue Werte, Praktiken, Normen und Verhaltensweisen in allen industriellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen ermitteln, um den erforderlichen Wandel in dem erforderlichen Umfang und Tempo zu ermöglichen.
Der intelligente Einsatz digitaler Technologien kann dazu beitragen, diese Bemühungen zu beschleunigen. Wir müssen sehen, dass mehr dieser leistungsstarken Werkzeuge mit Blick auf positive gesellschaftliche Auswirkungen entwickelt werden und die Innovation in jeden Teil der Unternehmenssysteme einfließen.
Um jedoch einen wirklichen Wandel herbeizuführen, muss der digitale Sektor eine führende Rolle bei der Schaffung von Wirkungstransparenz und der tieferen Einbindung der SDGs (Sustainable Development Goals) in sein Kerngeschäft und seine Lieferketten übernehmen.
http://christianfahrenbach.com/
Was wünscht ihr euch für das Digitale Jahr 2023? Ein neues (digitales) Zuhause!
Das kurze Lob für einen persönlich noch unbekannten Kollegen nach einer gelungenen Reportage; die Intro-Message zum Kaffee-Date an die Vordenkerin, die eigentlich zwei Ligen über mir spielt, aber in der Stadt wohnt, in der ich für drei Tage Urlaub mache; die besten Live-Gags zur Oscar-Nacht und während Eurovision: All das konnte Twitter in den besten Stunden sein, ein Online-Zuhause mit Party und den spannendsten Gästen.
Nun regiert dort der unangenehme Türsteher.
Ich wünsche mir für 2023 einen neuen Ort für Wohlwollen, Vertrauen und das niedrigschwellige Kennenlernen von Menschen, die sich für die gleichen Dinge begeistern können. Hoffentlich sehen wir uns dort!
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Ich wünsche mir, dass 2023 ein Gegenentwurf zu 2022 wird: Weniger Empörungswellen, Kampf um Aufmerksamkeit, Hasstiraden, Eindimensionalität und Content, der ausschließlich den Algorithmus füttert. Ich wünsche mir mehr Vielfalt in den Diskursen, mehr Teilhabe und Empathie, mehr Hinsehen und Reflexion, authentische Inhalte und dass diejenigen besser geschützt werden, die bislang unter Hass und Hetze leiden mussten. Um es mit den Worten von Johannes Korten zu sagen: „Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen.”
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Ich mag es mir gar nicht wünschen, aber insgeheim habe ich noch manchmal die Hoffnung, dass wir in unseren Inhalten wieder mehr über Fakten sprechen. Relevante Informationen bestmöglich aufbereiten, anstatt Bullshit emotional aufzuladen. Alles ist mittlerweile eine Überraschung. Alles ist ein Skandal. Alles ist MEGA! Hat man damit täglich zu tun, so schätzt man mitunter einfache und klar verständliche Hinweise. Weichspüler ist Weichspüler und braucht keine romantische Lifestyle-Kampagne. Manchmal wünsche ich mir in einem Paralleluniversum ein Werbeplakat von „Hohes C – Wir verkaufen Saft. Schmeckt gut. Danke.“ – Ich würde es feiern!
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Wir haben in Deutschland den härtesten Datenschutz auf der Welt – und der ist leider nicht nur ein Schutz, sondern wird eine Barriere. Ich wünsche mir mehr kreative Lösungen, als Problemorientierung in Sachen Daten.
Zum Beispiel ein doppeltes Einwilligungsverfahren „Double-Opt-In“ für Newsletter-Anmeldungen ist da noch ein kleineres übel. Es erschwert es Nutzern an Informationen zu kommen und macht es für Unternehmen zur Herausforderung, ihre Kunden zu erreichen, die erreicht werden wollen. Oder selbst eine Blutspende-Aktion in einer Firma zu organisieren, scheitert inzwischen am Datenschutz. Leben retten ist offenbar nicht so wichtig wie der deutsche Datenschutz. Das wünsche ich mir anders – und mit mehr gesundem Menschenverstand!
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Für das digitale Jahr 2023 wünsche ich mir vor allem weniger Hass und Hetze, Fake-News und Empörung sowie auch etwas mehr Gelassenheit. Es braucht eine Zeit der Mäßigung, der Genügsamkeit. Gerade viele digitale Medienschaffende sollten sich in Zurückhaltung üben, auch wenn die Jagd nach dem Click(bait) längst nicht beendet ist.
Die Demokratie und auch digitale Bürgerrechte stehen auf dem Spiel und wir konnten mit der Winnetoudiskussion im letzten Jahr sehr gut verfolgen, welch falsche Ausmaße dies zur Folge haben kann. Wie eine Luftnummer eine Nation spaltet. Ich wünsche mir mehr sachliche Aufklärung, konstruktiven Diskurs statt Greenwashing, Verschwörung und Populismus. Dann bekommen wir auch gemeinsam den Rest hin.
Foto-Credit: RANKIN
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Für das digitale 2023 wünsche ich mir, dass eine wirkliche Alternative zu Twitter breite(re)n Anklang findet. Ich bin traurig über den Niedergang „meines“ digitalen Wohnzimmers und hoffe daher sehr auf eine andere – vielleicht sogar bessere – Option. Ich würde mich freuen, wenn es eine dezentrale Lösung wird, aber auch die muss vor den Nutzer:innen bestehen. Und auch wenn ich nicht an die Erfüllung glaube, wünsche ich mir endlich eine Strategie für eine überfällige, umfassende Digitalisierung im Bildungssektor.
https://www.linkedin.com/in/jankoenig/
Für 2023 wünsche ich mir Resilienz. Das Ansehen der (doch relativ einseitigen) Spotify Dokumentation „The Playlist“ hat mich daran erinnert, wie die Welt war, als ich noch ein Teenager war. Der Zugang zu Informationen war so begrenzt. Warum müssen wir immer zurück in alte Muster verfallen wie die Musikbranche vor dem Umbruch durch Streaming? Warum müssen wir Menschen wieder 5 Tage ins Büro schicken? Warum lernen unsere Kinder immer noch Extrempunkte berechnen oder Emilia Galotti zu deuten, aber nicht programmieren? Warum müssen wir nach Corona die Digitale Entwicklung aufhalten?
Ein Blick nach Estland verrät: Alles ist möglich. 99 Prozent aller behördlichen Dienstleistungen sind digital. Ich bin es leid eine Nummer zu ziehen in Amtsgebäuden. Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung und unser Land endlich „echt“ digital werden wollen. Und es nicht bei viralen Wahlplakaten zur Digitalisierung bleibt, die nie real werden.
https://www.linkedin.com/in/sabine-saeidy-nory/
Zu allererst wünsche ich mir für 2023 einen wertschätzenden und respektvollen Umgang miteinander im digitalen Raum. Dass mal wieder Argumente zählen und nicht Lautstärke, dass andere Blickwinkel zugelassen werden und dass Menschen nicht mehr aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, Herkunft oder Identität beurteilt und vor allem kommentiert werden. Auch im digitalen Raum gilt schließlich Anstand beziehungsweise ist auch der digitale Raum kein rechtsfreier Raum.
In solchen Fällen sollte viel öfter ein persisches Sprichwort gelten: „Wenn dir etwas auf der Zunge brennt – Lass es brennen“.
Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die vielen positiven Möglichkeiten von Digitalisierung noch öfter gesehen und genutzt werden. Ich wünsche mir, dass die Menschen neugierig und offen gegenüber neuen Technologien sind. Und dass alle digitalen Angebote endlich auch für mobile Endgeräte angepasst werden!
https://www.linkedin.com/in/falk-hedemann/
Ich würde mir wünschen, dass das Digitale wieder zu seinem ursprünglichen Gedanken zurückfindet, nämlich Verbindungen zu schaffen, die keine räumlichen, zeitlichen oder sozialen Grenzen kennen. Ich wünsche mir, dass wir die Chancen und Möglichkeiten, die uns digitale Technologien geben, für das Gemeinwohl einsetzen und uns gemeinsam den Herausforderungen stellen. Das Digitale kann die analoge Welt besser machen – wenn wir das wollen und gemeinsam angehen.
https://www.linkedin.com/in/mobilenicolescott/
2023 wird es eine Explosion von generativen KI-Inhalten für Chatbots geben.
Wenn ihr mit ChatGPT (Generative Pre-Trained Transformer) noch nicht vertraut seid, solltet ihr das unbedingt tun. ChatGPT wird Chatbots im Jahr 2023 antreiben und ein neues Segment für die Bereitstellung von Inhalten eröffnen.
Eine Google-Führungskraft sagte gegenüber der New York Times, dass KI-Chatbots das Suchgeschäft von Google bedrohen könnten, das stark von Anzeigen und E-Commerce abhängig ist. Wir werden sehen, wie Marken Konzepte für die Bereitstellung von Inhalten über Chatbots entwickeln, die bisher auf den Kundenservice ausgerichtet waren. Stellt euch einen Chatbot vor, der darauf trainiert wurde, euren Lieblingsmusiker zu imitieren! Oder erweckt Albert Einstein wieder zum Leben und macht das Lernen interaktiver und ansprechender.
Es besteht die Gefahr, dass sich das Internet mit minderwertigen Inhalten füllt, die Google nicht zu filtern bereit ist. Wir werden eine Antwort von Google auf ChatGPT sehen, die den Erstellern von Inhalten einen Einblick in die Optimierung dieser neuen Art der Inhaltsverbreitung und einige Richtlinien zur Qualitätskontrolle geben wird!
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Die Bereitschaft berufstätiger Menschen, sich weiterzubilden, habe laut Bertelsmann Stiftung zuletzt nachgelassen. Wollen wir aber das Digitalisierungstempo hochhalten, müssen wir genau das: lebenslang lernen.
Für 2023 wünsche ich mir eine größere Neugier und mehr Bereitschaft zum Lernen, egal wie alt wir sind. So können wir optimistisch mit den Vorurteilen aufräumen, dass 50 Prozent aller Arbeitsplätze der Digitalisierung zum Opfer fallen werden. Die Aussage hat es zu einiger Berühmtheit gebracht, ihre Schöpfer ebenso. Aber zehn Jahre nach der Osborne/Frey Studie ist die Arbeitslosenquote auf niedrigem Niveau und Fachkräfte werden händeringend gesucht.
Stattgefunden allerdings hat eine Job-Transformation! Das Tempo, mit dem sich Berufsprofile und Jobanforderungen im digitalen Zeitalter ändern, hat sich dramatisch erhöht. Das erfordert eine nie dagewesene Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, uns weiterzubilden. Lebenslanges Lernen wird zu einer Kernanforderung moderner Arbeitsmärkte. Allerdings müssen wir es auch wollen! Die Neugier ist da, lasst uns daraus auch digitales Kapital schlagen. Digitalisierung macht das Leben menschlicher.
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