Einfach, weil's wichtig ist.
Einfach, weil's wichtig ist.
Sport & Gesundheit, 29. August 2024
Freizeitsportler tun etwas für ihre Gesundheit – sie sind regelmäßig in Bewegung. Allerdings – auch jeder neunte Unfall in Deutschland ereignet sich genau hier – beim Kicken und Radeln, beim Schlittschuhlaufen und Reiten. Als zweitgrößter Unfallversicherer analysiert die ERGO Versicherung jedes Jahr die bei ihr eingehenden Schadenmeldungen, die aus sportlichen Aktivitäten resultieren. Helena Biewer, Bereichsleiterin Unfall bei der ERGO Versicherung, stellt die Ergebnisse für 2023 vor: Fußball, Skisport und Fahrradfahren sind die Top-3-Sportarten mit den meisten Verletzungen.
Die Deutschen sind begeisterungsfähig. Das hat schon die Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Land eindrucksvoll gezeigt. Große internationale Fußballereignisse haben auch Auswirkungen auf den Amateurfußball: Nach der Heim-EM im Sommer 2024 können sich Vereine sicherlich wieder auf einen Mitgliederzuwachs einstellen. Stolze 100.000 Vereinseintritte habe es laut DFB nach dem WM-Titel 1990 gegeben. 2014 seien diese Zahlen zwar nicht mehr erreicht worden. Aber auch unterjährig, ohne WM oder EM, ist die Attraktivität des Amateurfußballs erfreulich hoch.
Das spiegelt sich – leider – auch in der ERGO Statistik der meisten Sportunfälle wider. Mehr als ein Drittel aller im Jahr 2023 beim Versicherer registrierten Schadenfälle waren Knochenbrüche oder Knorpel- und Sehnenschäden, die sich Versicherte auf dem Fußballplatz zugezogen hatten. Aber auch andere Sportarten rangieren mit hohen Schadenquoten in dem Ranking weit oben. Hier stelle ich die Top 10 vor! Mehr als 6.600 Sportunfälle sind in die Auswertung für 2023 eingeflossen.
Die gute Nachricht: Der Anteil der Sportunfälle beim Fußball ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen. Allerdings machen Fußballunfälle mit 33,9 Prozent den mit Abstand größten Anteil aller Sportunfälle aus. Und – im 10-Jahres-Vergleich ist der Anteil 2023 um 1,5 Prozentpunkte gestiegen.
Fast 3,5 Millionen Freizeitkicker sollen in Deutschland regelmäßig gegen den Ball treten, fast 10 Millionen hin und wieder. Zum Glück zählen Knochenbrüche – laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – mit knapp einem Viertel aller Fälle nur zur zweitgrößten Gruppe der möglichen Verletzungen. Viel häufiger kommt es zu – ebenso schmerzhaften – Muskel- und Bänderrissen sowie Zerrungen und Verrenkungen.
Mit 15,8 Prozent aller Fälle rangieren Ski- und Rodelbob-Unfälle an zweiter Stelle (ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte gegenüber dem 10-Jahres-Vergleich). Das ist insofern bemerkenswert, da Skifahren nur auf wenige Wintermonate beschränkt ist, während man Fußball das ganze Jahr über spielen kann.
Die hohe und ansteigende Quote könnte mit den immer volleren Pisten zu tun haben. Wenn weniger Skigebiete ausreichend Schnee haben, tummeln sich mehr Skifahrer in den verbleibenden. Das führt zu mehr Kollisionen. Zudem ist das temporeiche Abfahren mit Skiern eine Höchstbelastung für Knochen, Muskeln und Gelenke. Viele schädigen sich schon deshalb, weil sie genau eine Woche pro Jahr sportlich derart aktiv sind.
Übersprungen habe ich die Nummer 3 der häufigsten Sportunfälle in der ERGO Statistik 2023 – das Fahrradfahren – 9,8 Prozent. Das ist immerhin gut 1 Prozentpunkt weniger als es der Zehnjahres-Trend aufzeigt. Allerdings gehen die ERGO Unfallexperten und Expertinnen mittelfristig von einer Zunahme von Fahrradunfällen aus.
Ursächlich dafür ist einerseits das Platzproblem: Viele Gefährte (Lastenbikes) werden immer größer. Sie müssen sich den nicht im gleichen Tempo mitwachsenden Verkehrsraum teilen – unter anderem mit Scooter-Fahrern. Zudem sind immer mehr Menschen – auch dank der e-Bikes – mit immer höheren Geschwindigkeiten unterwegs. 2023 wurden in Deutschland erstmals mehr e-Bikes als klassische Fahrräder verkauft.
Die Unfallforscher der Versicherer konnten nachweisen, dass insbesondere jüngere und ältere Pedelecfahrer ein höheres Unfallrisiko haben als Gleichaltrige, die ohne „e“ unterwegs sind. Es gehe im Wesentlichen um Unfälle innerorts unter Beteiligung von Pkw sowie um solche, bei denen die Kontrolle über das Fahrrad – auch ohne Einwirkung Dritter – verloren geht. Man könnte auch sagen: aus Überforderung mit dem schnelleren e-Rad.
Mit 255 Unfällen landet der Reitsport auf Platz 4 unseres Rankings. Allerdings zählt die Deutsche Reitvereinigung auch nur gut 800.000 Reiter, die in Deutschland regelmäßig aktiv sind. Knapp doppelt so viele sitzen gelegentlich auf dem Pferd. Zu denen zählt auch die Entertainerin Lena Mayer-Landruth. Bei einer Reitstunde – nach „15 oder 30 Jahren“ Reitabstinenz – hat sie sich schwere Verletzungen, unter anderem wohl einen Kreuzbeinbruch, zugezogen.
Das Risiko für Reiterin und Reiter, nach Unfällen ins Krankenhaus zu müssen, sei höher als beim Fußball, beim Skifahren und sogar als bei Motorrad- und Autorennen. Zu dem Fazit kommt eine US-amerikanische Studie von 2021. Deshalb würde ich sowohl das Reiten als auch das Skifahren als generell „risikoreiche“ Sportarten einstufen.
Mit gehörigem Abstand folgen die wohl beliebtesten Ballsportarten nach dem Fußball. Die Handballunfälle im Jahr 2023 liegen in etwa auf dem gleichen Niveau wie es über die vergangenen zehn Jahre zu sehen ist. Im Volleyball ist die Unfallquote um 0,4 Prozentpunkte gegenüber dem Zehnjahrestrend gesunken. Auch die Zahl der Basketballunfälle ist leicht gesunken. Im Zehnjahres-Trend taucht vor dem Basketball – an Rang 7 – die Leichtathletik auf. Für 2023 ist dieser Sportbereich bei ERGO nicht in den Top 10.
Mit eher geringen Fallzahlen rangieren Wassersport (inklusive Wasserball), Tennis und Schlittschuhlaufen auf den Rängen 8 bis 10. Das Schlittschuhlaufen hat in den Top 10 2023 das Inlineskaten aus dem Zehnjahres-Trend abgelöst.
Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt eine ganze Reihe von Leistungen, aber nur bei Unfällen, die im Zusammenhang mit der Berufsausübung oder Ausbildung stehen (Arbeits- und Wegeunfälle). Zum Leistungsspektrum zählen medizinische Behandlungen, Rehamaßnahmen und Rentenzahlungen. Wer sich beim Betriebssport verletzt, ist in der Regel ebenfalls gesetzlich unfallversichert.
Wer dagegen privat trainiert, nicht. Über 70 Prozent aller Unfälle geschehen in der Freizeit. Also auch im Urlaub: Beim Wandern, Radfahren, Mountainbiking, Rafting, Surfen, Segeln oder Tauchen. In der privaten Unfallversicherung sind Unfälle beim privaten Amateursport abgedeckt. Motorsportrisiken und Luftfahrtrisiken sind per se ausgeschlossen, können jedoch gegen einen Zuschlag mitversichert werden.
Nur eine private Unfallversicherung bietet weltweit und rund um die Uhr Schutz. Sie übernimmt nicht nur die wichtige finanzielle Absicherung bei einer möglichen Invalidität, sondern z.B. auch teure Rettungs- und Bergungskosten. Laut ADAC kostet allein der Intensivtransport per Jet von den kanarischen Inseln nach Deutschland 60 Tsd. Euro. Und in der oft schwierigen Zeit nach einem Unfall bieten Assistenzleistungen praktische Unterstützung im Alltag und umfangreiche Reha-Maßnahmen eine optimale Genesung.
Autorin: Helena Biewer, Bereichsleiterin Unfall bei der ERGO Versicherung AG
Die Daten sind nicht repräsentativ für Deutschland. Sie sind der ERGO Unfallstatistik aus Schadenmeldungen in der privaten Unfallversicherung entnommen.
Die Statistik der ERGO Unfallversicherung über die Top 10 Sportunfälle der letzten Jahre können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.