Unternehmenskultur & Menschen, 11. Oktober 2022

Coming Out Day 2022: „Sei du selbst”

Gastbeitrag von Julia Dursch und Oliver Pleiß, Netzwerk pride@ergo

Julia Dursch und Oliver Pleiß, Netzwerk pride@ergo

Zum Coming Out Day wirft das LGBT+ Netzwerk pride@ergo einen Blick auf die Situation von trans* Menschen am Arbeitsplatz und welchen Herausforderungen sie sich gegenübersehen. 

Seit dem „Zweiten Marsch auf Washington für schwule und lesbische Rechte“ am 11. Oktober 1987, aus dem der internationale Coming Out Day hervorging, hat sich einiges getan für die Akzeptanz der LGBT+ Community. Dennoch erleben Lesben, Schwule, Bisexuelle und vor allem trans* Personen nach wie vor Vorurteile und Diskriminierung. Als Folge verbergen viele insbesondere am Arbeitsplatz ihre Geschlechtsidentität.

Aber: „Nichts ist schlimmer, als einen wichtigen Teil seiner selbst zu verheimlichen. Sowohl vor sich selbst als auch vor seiner Umgebung“, sagt Oliver Pleiß, Netzwerksprecher von pride@ergo. Darunter leiden die Betroffenen und es hat negative Auswirkungen auf ihre Produktivität und die Identifizierung mit ihrem Arbeitgeber.

Genau hier setzt pride@ergo an und zeigt Gesicht, um Vorurteile und Vorbehalte abzubauen. Denn, so Netzwerksprecherin Julia Dursch: „Die meisten Menschen, die Unsicherheit oder Unbehagen gegenüber der LGBT+ Community empfinden, kennen bewusst meistens gar keine Menschen aus der LGBT+ Community.“

Deswegen hat der Coming Out Day für das Pride-Netzwerk so eine große Bedeutung: Zum einen geht es darum, dass die Menschen im Inneren zu sich selbst stehen können. Und zum anderen, dieses Selbst ohne Angst oder Scham im Außen leben zu können. So möchten sie Menschen Mut machen, die sich noch nicht geoutet haben. Und Kollegen und Führungskräfte dazu ermuntern, Fragen zu stellen, sich über die Situation von LGBT+ Personen zu informieren und gemeinsam für alle das Arbeitsumfeld bei ERGO weiter verbessern.

Aus Anlass des diesjährigen Coming Out Days haben Julia Dursch und Oliver Pleiß einen eigenen Beitrag geschrieben:

Die einzige Entscheidung, die du treffen musst, ist, du selbst zu sein!

Julia Dursch und Oliver Pleiß, Netzwerk pride@ergo

Von Julia Dursch und Oliver Pleiß

Der Coming Out Day hat seine Wurzeln in den USA. Dort hat am 11. Oktober 1987 eine Demonstration stattgefunden und ca. 500.000 Menschen haben für die Rechte der Schwulen und Lesben Flagge gezeigt und gekämpft. Seit dem wird der Coming Out Day jährlich traditionell am 11. Oktober begangen.

Ziel war und ist es, denen Mut zu machen, die sich noch nicht geoutet haben. Mut zu machen, den Schritt zu wagen, um das Leben so zu leben, wie es sich für einen selbst richtig anfühlt.

Nun geht es aber nicht nur um das Outing von Schwulen und Lesben. Auch ein bisexueller Mensch oder eine trans* Person durchlebt ein Coming Out. Ganz egal, ob schwul, lesbisch, bisexuell oder trans*; das Coming Out hat verschiedene Phasen. Der erste Schritt ist in der Regel die Erkenntnis sich selbst gegenüber. „Ich bin schwul!“. Gefolgt davon vertraut man sich oft einem engen Freund oder den Geschwistern an. Weitere Schritte sind dann das „herauskommen“ gegenüber der Familie und schlussendlich gegenüber seinem Arbeitgeber, Kolleginnen und Kollegen. Das Ganze führt zu einer Befreiung, weil der Mensch keine Energie mehr dafür aufwenden muss „etwas“ zu verheimlichen.

Sich zu verstellen, kostet Kraft

Gerade im Job, im täglichen Umgang mit den Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen ist es wichtig, dass Menschen keine Kraft dafür verschwenden müssen, ihr Leben zu verheimlichen oder sich zu verstellen. Das schwächt die Person und ihre Arbeitsleistung. Offen zu sich selbst stehen zu können und authentisch sein zu können – das macht viel aus!

Personen, die eine Unsicherheit oder Unbehagen gegenüber der LGBT+ Community empfinden, kennen meistens gar keine Menschen aus der Community. Und genau darum ist es wichtig Gesicht zu zeigen. Wenn ich mich mit LGBT+ Menschen austausche und sie kennenlerne, kann ich vorhandene Vorbehalte und Vorurteile abbauen und über Bord werfen.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hat unsere liebe Kollegin Julia ein Interview zum Thema trans* gegeben. Das offene und aufklärende Gespräch findet ihr hier: https://www.ergo.com/de/next-magazin/unternehmenskultur-und-mitarbeiter/2021/was-bedeutet-es-trans-zu-sein

Wir haben ein offenes Ohr, helfen bei Fragen und unterstützen. Wir tauschen uns aus, vernetzen uns und teilen Informationen.

Julia Dursch und Oliver Pleiß, Netzwerk pride@ergo

Coming Out am Arbeitsplatz

Julia hatte ihr Coming Out während des Studiums – doch wie es ist, wenn man mitten im Berufsleben steht? Wie kann man mit einem Coming Out umgehen, wenn man gerade einen neuen Job sucht – wie wenn man gerade in einer neuen Firma anfängt?

Insbesondere trans* Personen stellen sich hier viele Fragen, die zu Herausforderungen werden können „Was passiert, wenn ich von meinem Arbeitsumfeld nicht akzeptiert werde? Was ist, wenn mich mein Arbeitgeber aufgrund des Coming Outs loswerden möchte? Was ist, wenn die Arbeitsatmosphäre so schlecht wird und ich mich so unwohl fühle, dass ich nur noch kündigen möchte? Finde ich einen neuen Job, wenn ich erst einmal mein Coming Out hatte und mein Leben als ich selbst lebe?“ Viele dieser Fragen klingen negativ – und das sind sie auch. Sie spiegeln leider die Situation vieler trans* Personen wider und was sie im beruflichen Kontext erleben. Mit teilweise harten Folgen für ihre Lebenssituation und ihre mentale Gesundheit.

Auf der anderen Seite gibt es Fragen wie zum Beispiel „Wie kann mein Coming Out bei den Kolleginnen und Kollegen konkret aussehen? Wo finde ich Informationen zum Thema „Coming Out am Arbeitsplatz“? Gibt es Personen im Unternehmen, an die ich mich bei Fragen wenden kann? Gibt es Menschen, die mich auf meinem Weg unterstützen? Gibt es vielleicht sogar Menschen im Unternehmen, die einen ähnlichen Weg gegangen sind wie ich?

Gesicht zeigen und Mut machen

Hier möchten wir anknüpfen und sehen als Netzwerk pride@ergo unsere Aufgabe! Gesicht zeigen und Mut machen. Wir berichten, erzählen und erklären. Wir haben ein offenes Ohr, helfen bei Fragen und unterstützen. Wir tauschen uns aus, vernetzen uns und teilen Informationen.

Wie Antworten auf Fragen zum Thema Coming Out als trans* Person am Arbeitsplatz aussehen können und wie der Umgang mit dem Thema – und den Menschen! – gemeinsam gestaltet werden kann, findet ihr hier:

  1. TRANS* AM ARBEITSPLATZ: Anregungen für ein respektvolles Miteinander (Landeskoordination Geschlechtliche Vielfalt Trans NRW)
    https://ngvt.nrw/website/wp-content/uploads/2020/05/Trans_am_Arbeitsplatz_2020.pdf
  2. Gender-Transition Guideline: Informationsdokument für Mitarbeitende zur Gender Transition bei RWE (RWE)
    https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/01-der-konzern/diversity/gender-transition-guideline.pdf (deutsch)
    https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/01-der-konzern/diversity/gender-transition-guideline-en.pdf (englisch)

PS: Der Coming Out Day ist nicht zu verwechseln mit dem „Christopher Street Day“ (CSD). Dieser hat nämlich seinen Ursprung im Jahre 1969, als es immer wieder zu gewalttätigen Polizeirazzien in Kneipen kam, die „Anlaufstelle“ für Dragqueens und trans* Personen waren. Die Betroffenen wehrten sich, es kam zu Aufständen gegen die Polizei und an die Zeit dieser Aufstände wird mit dem CSD erinnert. Link zum Thema CSD auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Street_Day


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