Einfach, weil's wichtig ist.
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Nachhaltigkeit & Engagement, 04. März 2024
Es gibt viele Möglichkeiten, dem Klimawandel entgegenzuwirken: Technologie, Natur, Wissen... Aber die wahrscheinlich wichtigste ist Leidenschaft. Unser Kolumnist Markus Sekulla hat dies wieder einmal gemerkt, als er mit Debora Benjamen sprach. Debora ist CEO und Mitbegründerin von Blue Carbon Tanzania, einem Start-up, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Mangroven im östlichen Afrika wiederherzustellen und damit einige Probleme gleichzeitig lösen kann. Blue Carbon Tanzania nimmt an dem Carbon Removal ClimAccelerator Programm von EIT Climate-KIC teil, das von Munich Re und ERGO unterstützt wird.
Hallo Debora, wer bist du und was macht Blue Carbon Tanzania?
Mein Name ist Debora Benjamen, ich bin CEO und Mitbegründerin von Blue Carbon Tanzania. Bei Blue Carbon Tanzania arbeiten wir mit Küstengemeinschaften zusammen, um Mangroven wiederherzustellen. Und jetzt gehen wir einen Schritt weiter, wir wollen auch einen Handel mit blauem Kohlenstoff einführen, um Schutz und Wiederherstellung der Mangroven zu unterstützen. Unser Ziel ist es, einen freiwilligen Kohlenstoffmarkt für die Dörfer zu schaffen, mit denen wir in Tansania zusammenarbeiten.
Für uns sind Mangroven nicht nur Bäume; sie haben viele Vorteile. Sie schützen die Küsten vor Erosion und Stürmen, spielen eine bedeutende Rolle in der Biodiversität und tragen zur Fischerei bei. Mangroven können unseren Planeten schützen und effektiver zur Klimaminderung beitragen, da sie zehnmal mehr Kohlenstoffemissionen aus der Atmosphäre einfangen als andere Wälder, zum Beispiel der Regenwald.
Wenn Du keine Start-up-Gründerin wärst, welchen Beruf würdest du ausüben?
Ich bin gelernte Meereswissenschaftlerin. Ich habe meinen Bachelor in Aquakultur und Fischerei abgeschlossen. Zusätzlich habe ich meinen Master-Abschluss in Marine and Lacustrine Science and Management gemacht, auch bekannt als Oceans & Lakes, ein Programm an der Vrije Universitat Brussels (VUB) in Belgien, wo wir mehr über den Ozean, Ökosysteme und Mangroven lernten, die zu meinen Favoriten wurden. Also, abgesehen von diesem Start-up bin ich Forscherin und derzeit Humboldt-Klimaschutzstipendiatin in Deutschland.
Wer arbeitet für Blue Carbon Tanzania?
Ich bin CEO und arbeite mit meinen Kollegen Joseph, Frida und Joseph Sanga zusammen. Joseph ist ebenfalls Meereswissenschaftler. Wir haben uns beide in Belgien während unseres Masterstudiums getroffen. Zusätzlich haben wir Frida, eine Geologin, die sich auf Bodenangelegenheiten spezialisiert hat. Wir sind alle in Tansania ansässig.
Unsere Arbeit umfasst nicht nur die Wiederherstellung von Mangroven, sondern auch wissenschaftliche Forschung, um die geeigneten Arten für bestimmte Standorte zu bestimmen. Dies stellt Herausforderungen dar, aber mit Frida, die viel über Böden weiß, überwinden wir sie. Verstärkt werden wir von unseren Finanzmanager Joseph Sanga, der einen Bachelor-Abschluss in Rechnungswesen hat. Außerdem arbeiten wir mit lokalen Initiativen zusammen, insbesondere mit Frauengruppen in drei Dörfern.
Kannst du uns mit einfachen Worten beschreiben, was Blue Carbon Tanzania tut?
In Tansania pflanzen wir Mangroven. Wir tun dies, um unsere Küsten vor Erosion und Stürmen zu schützen. Manchmal laden wir Schulkinder ein, sich an diesen Aktivitäten zu beteiligen. Also, zu einem vierjähriges Kind würde ich sagen, dass wir Bäume pflanzen, um unsere Ufer vor schlechtem Wetter zu schützen und die Luft zu reinigen. Mangroven bieten auch Fischen ein Zuhause, also bekommen wir durch das Pflanzen der Bäume auch mehr Fische. Auf diese Weise schützen wir uns und helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.
Tansania hat rund 100.000 Hektar Mangroven verloren. Wenn wir diese 100.000 Hektar zurückbringen können, könnten wir in den nächsten 10 Jahren rund 100 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen.
Das klingt so, als würdet ihr gleichzeitig viele Probleme lösen. Wie seid ihr auf diese Probleme aufmerksam geworden, vorneweg den Mangel an Mangroven?
Tansania hat rund 100.000 Hektar Mangroven verloren. Wenn Mangroven sterben, setzen sie eine erhebliche Menge an Kohlenstoff frei. Dies hat erheblich zu den Kohlenstoffemissionen beigetragen. Wir haben erkennt: Wenn dieser Trend anhält, wird es zu einem erheblichen Problem kommen, national und global.
Man kann diese Mangrovenwälder als einen Teil der Lunge unseres Planeten betrachten, der jetzt fehlt. Ihre Wiederherstellung bedeutet sauberere Luft für die nächste Generation. Wenn wir diese 100.000 Hektar zurückbringen können, könnten wir in den nächsten zehn Jahren rund 100 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen. In den nächsten 20 Jahren könnte dies etwa ein bis zwei Prozent des globalen Ziels ausmachen, 40 Milliarden Tonnen Kohlenstoff zur Bekämpfung des Klimawandels aus der Atmosphäre zu entfernen. Wir planen mit verschiedenen Dörfern zusammenzuarbeiten, insbesondere Frauen zu schulen und dieses Ziels in den nächsten fünf Jahren zu erreichen. Wir wissen, dass es viel Arbeit ist, aber durch diese Zusammenarbeit hoffen wir, auch einen bedeutenden gesellschaftlichen Einfluss ausüben zu können.
Was macht euch einzigartig?
Wir konzentrieren uns auf natürliche Lösungen. Viele Organisationen zielen darauf ab, mit Hilfe von Technologien CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, aber wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir die Natur dazu nutzen. Wir quantifizieren diese Vorteile und machen unseren Ansatz dadurch messbar. Zusätzlich sind wir sehr transparent. Wir planen, digitale Tools zur Echtzeitüberwachung zu verwenden. Dies ermöglicht es unseren Partnern, den tatsächlichen Fortschritt und die Auswirkungen ihrer Unterstützung zu sehen.
Unser Erfolg basiert auf unserem wissenschaftlichen Ansatz zur Wiederherstellung. In der Vergangenheit haben wir Mangrovenwiederherstellung ohne wissenschaftliche Grundlage durchgeführt, und der Erfolg war begrenzt. Jetzt führen wir vor dem Pflanzen wissenschaftliche Analysen durch, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bodenart und Raum. Dieser wissenschaftliche Ansatz hat unsere Erfolge deutlich vergrößert.
Kannst du uns von dem Moment erzählen, in dem ihr realisiert habt, dass dies eine so großartige Idee ist, dass ihr ein Start-up gründen müsst?
Die Idee kam während meines Masterstudiums. Ich erfuhr von dem Konzept eines blauen Kohlenstoffmarktes und wurde von einem Projekt in Kenia namens "Mikoko Pamoja" inspiriert. Wir hatten einen Professor von dort, der das Projekt erklärte und wie sie einen Markt für ihre Mangroven eingerichtet haben. Diese Erfahrung half mir, den Prozess zu verstehen, wie man Mangrovenbäume in Gutschriften wandeln kann, um Einnahmen zu erzielen.
Nach dem Abschluss besprach ich die Idee mit meinem Kollegen Joseph, und wir beschlossen, sie in Tansania umzusetzen. Die Idee, Mangroven in Gutschriften umzuwandeln und das Einkommen zur Unterstützung von Küstengemeinschaften zu verwenden, war für mich eine tolle Aussicht.
Was ist euer wichtigstes Ziel für 2024?
Wir planen, in diesem Jahr über 20.000 Mangrovenbäume zu pflanzen. Zusätzlich planen wir den Start einer 1-Million-Baum-Kampagne, die über fünf bis zehn Jahre gehen soll. Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung einer Strategie und der Verfeinerung unseres Geschäftsmodells.
Wir wollen unsere Geschäftsstrategie und unseren Geschäftsplan mit den Mentoren, die wir durch den ClimAccelerator zur Verfügung haben, verfeinern. Wir hatten eine großartige Idee, aber in Bezug auf das Geschäftsmodell fehlte es uns an Wissen. Jetzt arbeiten wir daran, eine klare Strategie zu etablieren.
Die letzte Frage ist eine allgemeinere Frage zum Klimawandel. Bist du immer noch zuversichtlich, dass wir als globale Community den Klimawandel umkehren können?
Ich bin immer noch zuversichtlich; wir können es schaffen. Aber es bedarf noch mehr Anstrengungen. Im Hinblick auf die Mangroven sehe ich eine enorme Chance für uns, deutlich mehr Emissionen einzufangen. Wenn wir ernsthaft investieren, können wir vielleicht in fünf oder zehn Jahren einen großen Unterschied machen. Aber solche Projekte erfordern auch viel Geld. Ich denke, wenn wir uns mit verschiedenen Fachleuten und Experten zusammenschließen, können wir es schaffen. Ich bin immer noch zuversichtlich.
Ein Beispiel, das mir Hoffnung macht, ist der Umgang mit COVID: wie wir als Weltgemeinschaft gemeinsam reagiert und versucht haben, das Virus einzudämmen. Es zeigt, dass Denkweisen verändert werden können. Natürlich erfordert es erhebliche Investitionen. Aber mit Acceleratoren wie dem ClimAccelerator, die Green Techs helfen, denke ich, dass wir dahin kommen.
Wir werden positiv bleiben.
Vielen Dank, Debora!
Interview: Markus Sekulla
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